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Vergangenheit und Gegenwart: Deutschrock und das rechte Image


Die Deutschrock-Szene wird immer wieder mit Rechtsradikalismus in Verbindung gebracht – ein Bild, das historisch teilweise begründet ist, aber längst nicht mehr die Realität widerspiegelt. In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es Überschneidungen mit nationalistisch geprägten Subkulturen, und manche Bands oder Fankreise griffen politische Themen auf, die rechte Gruppen später instrumentalisierten.

Deutschrock arbeitet oft mit deutscher Sprache, einfachen Texten und Gitarrenrock, was traditionell „deutsch“ wirkt. Sichtbare Minderheiten von rechtsradikalen Fans lassen die Szene lauter erscheinen, als sie ist.

Schlager, Pop oder Hip-Hop werden im Vergleich kaum mit Extremismus in Verbindung gebracht. Moderne Deutschrockbands distanzieren sich klar von Rechtsradikalismus, trotzdem hält sich der Mythos hartnäckig.

Konfrontation mit Vorurteilen

Erst jetzt wurde ich wieder mit dem Bezug von Deutschrockmusik zur rechtsradikalen Szene konfrontiert.
Es war weder das erste noch das letzte Mal – sei es über Kommentare in Social Media oder direkte Gespräche mit Menschen, die andere Musik genießen. Ich dachte eigentlich, wir wären in unserem Denken weiter, dass die Bemühungen der Deutschrockszene, sich deutlich zu distanzieren, Früchte tragen würden.

Leider ist davon nur wenig merkbar. Festivals und Konzerte werden akribisch von der Security überwacht, sodass jede Person, die nationalsozialistisch auffällt, hinausgeleitet oder gleich der Eintritt verwehrt wird.

Willkuer Fantreff

Offenheit, Zusammenhalt und Vorurteile: Deutschrock zwischen Community und Kritik

Man kann über Deutschrocker nur sagen: Sie sind offen, freundlich und hilfsbereit. Das Miteinander auf Konzerten ist sozial stark geprägt, es wird aufeinander geachtet, Sicherheit steht hoch im Kurs, und ich glaube nicht, dass ich mich auf anderen Veranstaltungen als Frau allein so wohl fühlen würde wie dort.

Es ist wirklich schade, dass ein Musikgenre so verurteilt wird, ist es doch – genau wie Rap, Schlager oder Pop – nur eine musikalische Präferenz.

Man muss aufpassen, welche Farben man verwendet, vorsichtig sein, was man ausspricht, und die Texte der Bands, die all ihre Liebe und Gefühle in ihre Musik stecken, werden von Unwissenden kaputt analysiert.

Rockwasser beim Kärbholz Heimspiel

Deutschrock gegen Rechts: Klare Grenzen der Szene

Die antifaschistische Deutschrockszene gibt sich enorm Mühe, sich deutlich von rechtsradikalen Strömungen abzugrenzen. Bands schreiben Lieder, die es kaum deutlicher zeigen könnten, wie zum Beispiel Stunde Null mit „Willkommen in Deutschland“ oder „Keiner von euch“ von Willkuer.

Die Songs machen deutlich, wie schwer es die Musiker mit ihrer Kunst haben, weil ein gewisser Nationalsozialist damals Rassentrennung und Krieg kombinierte. Nun büßen andere Generationen für seine und dessen Anhänger vollzogene Verbrechen.

Ja, es gibt nach wie vor Gruppierungen, die seine Meinung weiterhin verfolgen. Doch ich sage immer: Ein Mensch sollte nicht an seiner Herkunft gemessen werden, sondern an seinem Verhalten. Ein Mensch ist schei*e, weil er schei*e ist, nicht, weil er aus Italien, Deutschland, der Türkei oder was auch immer für einem Teil der Welt kommt. Ja, bestimmte kulturelle Eigenheiten können aufstoßen, aber genau dann sollte man doch Augen öffnen, statt blind zu verurteilen!

Gerne zitiere ich dazu hier aus dem oben genannten Lied „willkommen in Deutschland“

[…] Denn jedes Wort, das erklingt
Gab es schon mal national bedingt
Und jeder dieser zwölf Töne
Stammt auch nur von deutschen Söhnen […]

Herz statt Hass: Wie die Szene Werte lebt und Gemeinschaft zeigt

Heimatliebe wird fälschlicherweise mit politischen Gruppierungen verwechselt, lebensbejahende Liedtexte als propagandistisch und aufhetzend bezeichnet. Dabei geht es in der bürgerlichen Deutschrockszene viel eher um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und Mut zum Leben – Werte, die eigentlich lobenswert sein sollten.

Die Menschen hinter den Bands, die ich kenne, sind wunderbar. Sie haben Narben aus der Vergangenheit, wollen anderen Halt geben, Freude bereiten und ein schönes Miteinander schaffen. Niemand von ihnen hegt Hass gegen Menschen mit Migrationsbiografie.

Vielmehr habe ich erlebt, wie eine Person mit transsexueller Identität, einer besonders kreativen äußeren Erscheinung und sichtbarem Migrationshintergrund auf einem Festival mit offenen Armen empfangen wurde. Sie erzählte, wie wohl sie sich fühlt – für mich ein wunderschönes Gespräch, weil es deutlich alle negativen Vorurteile über Deutschrocker widerlegte.

Augen öffnen, Klischees brechen: Ein Plädoyer für die Szene

Wir sind keine rechtsradikalen Monster. Wir sind Menschen, die Musik lieben und gemeinsam feiern – genau wie jedes andere Genre auch. Ich wünschte, diese Worte würden mehr Gehör finden und sich in den Köpfen der Gesellschaft etablieren. Doch leider wird das wohl kaum passieren.

Schade eigentlich! – wie diese Stigmatisierung weiterhin bestehen bleibt. Aber sollte dieses Bericht auch nur einer Person die Augen öffnen, war es das wert. 

Willkuer Supporter
Frei.Wild – Philipp Burger beim Alpenflair


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